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Ptosis (aus dem Griechischen für Senkung oder Fall) ist der medizinische Fachbegriff für das Herabhängen eines oder beider Augenlider. Dadurch kann es zu einer Beeinträchtigung der Sicht kommen. Möglich sind ein vollständiges oder teilweises Herabhängen des Oberlids.
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Inhaltsverzeichnis
- Ursachen
- Symptome
- Diagnose
- Wann zum Arzt?
- Behandlung
- Prognose
- Vorbeugung
Die Augenlider schützen den Augapfel vor Verletzungen und Austrocknung. Mit jedem Lidschlag wird das Auge mit Tränenflüssigkeit befeuchtet. Normalerweise schließen die Augenlider vollständig und öffnen sich so weit, dass ein freier Blick möglich ist. Wenn Menschen an einer Lidfehlstellung leiden, ist der Lidschluss verändert. Zu den Fehlstellungen der Lider gehört die Ptosis.
Die Ursache einer Ptosis kann eine angeborene oder erworbene Schädigung der Augenlidmuskulatur oder des zugehörigen Nerven sein. Die Behandlung besteht aus einer Therapie der Grunderkrankung, die das hängende Lid verursacht, oder aus einer operativen Korrektur des Augenlids.
Ursachen
Die Ptosis kann angeboren oder erworben sein. Zu den angeborenen Ursachen gehören:
- Fehlbildung des Muskels, der das Augenlid nach oben und hinten zieht (Musculus levator palpebrae, „Lidheber“)
- Fehlbildung des Nerven, der zu Muskeln zieht, die für die Augenbewegung wichtig sind (Nervus oculomotoris)
- gutartiger Tumor der Blutgefäße am Oberlid (Hämangiom)
Erworbene Ursachen können unter anderem sein:
- altersbedingte Erschlaffung und Überdehnung des Gewebes
- Schädigung im Nervensystem, beispielsweise bei einem Schlaganfall
- Schädigung des Sympathikus-Nerven (führt zum sogenannten Horner-Syndrom), beispielsweise durch Durchblutungsstörungen, Verletzungen oder Tumore
- Nervenerkrankung wie Multiple Sklerose
- Vergiftung, beispielsweise mit Botulinumtoxin oder Schlangengift
- Medikamente wie einige Beruhigungsmittel, Wirkstoffe zur Entspannung der Muskulatur, Opioide
- Erkrankungen von Nerven und Muskulatur (neuromuskulär) wie Myasthenia gravis, die zu den Autoimmunerkrankungen gehört (Fehlreaktion der Immunabwehr) und zu einer Muskelschwäche führt
Symptome
Ptosis ist das einseitige oder beidseitige Herabhängen der Augenlider. Das Lid kann nicht ausreichend angehoben werden. Je nach Schweregrad ist die Pupille teilweise oder ganz bedeckt oder das Augenlid hängt komplett herunter. Die Sicht ist dadurch leicht behindert oder stark beeinträchtigt.
Der Schweregrad der Ptosis wird anhand des von der Norm abweichenden Herabhängens des Augenlids in Millimetern bestimmt:
- leichte Ptosis: 1 bis 2 mm
- mittelschwere Ptosis: 3 bis 4 mm
- schwere Ptosis: über 4 mm
Als Folge der Ptosis kommt es unbehandelt häufig zu einer funktionellen Sehschwäche (Amblyopie). Ein betroffenes Auge sieht nicht gut, obwohl es keine Schäden des Sehorgans gibt. Diese Störung kann sich besonders dann entwickeln, wenn die Ptosis angeboren ist. Eines oder beide Augen können von der Sehschwäche betroffen sein, je nachdem, ob das Lid auf einer oder beiden Seiten hängt.
Im Rahmen des Horner-Syndroms bei Schädigung des Sympathikus-Teils des Nervensystems kommt es typischerweise zu drei zusammenhängenden Symptomen:
- herabhängendes Augenlid (Ptosis)
- Engstellung der Pupille (Miosis)
- in die Augenhöhle eingesunkener Augapfel (Enophathlmus).
Diagnose
Die Diagnose Ptosis ist anhand eines herabhängenden Augenlids oder beider Augenlider schnell gestellt. Anhand einer gründlichen Krankengeschichte und folgender klinischer Untersuchung und Augenuntersuchung sucht der Arzt nach einer zugrundeliegenden Ursache. Je nach Verdachtsdiagnose können folgende Untersuchungen folgen:
- Beurteilung der Augenstellung und Pupillenreaktion bei Verdacht auf eine Nervenerkrankung
- Kernspintomografie oder Computertomografie bei Verdacht auf Schäden im Nervensystem, die die Ptosis verursachen
- Simpson-Test (Test, wie gut das Lid oben gehalten werden kann) bei Verdacht auf die Erkrankung Myasthenia gravis
- Bluttests
Wann zum Arzt?
Wenn das Lid herabhängt, sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Nur so kann ausgeschlossen oder festgestellt werden, ob möglicherweise eine schwerwiegende Grunderkrankung dahintersteckt. Kommt es plötzlich dazu, dann kann dies ein Hinweis auf einen Schlaganfall oder eine Gifteinwirkung sein. Dann sollte unmittelbar der Gang zum Arzt erfolgen oder ein Notarzt gerufen werden.
Im Falle einer angeborenen Ptosis kann der Arzt frühzeitig eine Operation einleiten und dauerhafte Auswirkungen wie die Schwachsichtigkeit (Amblyopie) verhindern.
Behandlung
Bei einer angeborenen Ptosis handelt sich meistens um eine eingeschränkte Funktion des Muskels, der das Lid hebt. Um eine Sehschwäche zu vermeiden, werden Säuglinge frühzeitig operiert. Der funktionslose Muskel wird am Hebermuskel der Augenbrauen aufgehängt, der die Lidhebung mit übernimmt.
Bei einer erworbenen Ptosis richtet sich die Behandlung gegen die Grunderkrankung. Wenn durch die Behandlungsmaßnahmen über längere Zeit keine Besserung erreicht werden kann, kann eine Operation in Frage kommen. Hilfsmittel, die das Oberlid nach oben ziehen, können außerdem hilfreich sein, wie zum Beispiel eine spezielle Ptosis-Brille.
Eine altersbedingte Ptosis durch Bindegewebsschwäche kann durch eine Kürzung des Lidhebemuskels korrigiert werden. Der Eingriff wird in der Regel ambulant unter örtlicher Betäubung durchgeführt.
Prognose
Wenn die Grunderkrankung geheilt werden kann, reguliert sich in der Regel auch die Lidfehlstellung. Ansonsten kann sich eine erworbene Ptosis aufgrund eines Nervenausfalls bei einigen Patienten im Laufe der Zeit bessern, weshalb oft mit einer Operation erst ein halbes Jahr gewartet wird.
Als Komplikation kann es nach einer Operation zu einem unvollständigen Lidschluss kommen, wenn die Fehlstellung überkorrigiert wird. Dadurch besteht die Gefahr der Austrocknung und Verletzung von Bindehaut und Hornhaut des Auges.
Vorbeugung
Wer an einer Ptosis leidet, sollte einen Arzt aufzusuchen. Bei der angeborenen Form kann mit einer frühzeitigen Operation eine Sehschwäche verhindert werden. Eine direkte Vorbeugung ist nicht möglich. Das Risiko eines Schlaganfalls, der zu einer Ptosis führen kann, lässt sich durch eine ausgewogene Ernährungsweise mit körperlicher Aktivität vermindern.